Richtiges Verhalten nach dem Kurssturz an den Börsen

Die globalen Aktienmärkte erlebten in den letzten Tagen einen heftigen Ausverkauf. Dabei verzeichnete der japanische Index Nikkei 225 am 05.08.2024 mit einem Rückgang von rund 12 Prozent den größten Tagesverlust seit dem Jahr 1987. Auch andere wichtige Indizes wie DAX, S&P 500 und MSCI World erlitten erhebliche Verluste.

Hauptursachen für plötzliche Kursverluste

Der Rückgang der Börsenkurse wurde durch eine Kombination verschiedener Faktoren ausgelöst:

Geopolitische Spannungen – die kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten, insbesondere zwischen Iran und Israel, verunsicherte Investoren.

Technologiesektor – die amerikanischen Technologieunternehmen, allen voran die Magnificent 7, die in letzter Zeit maßgeblich zu den Kursgewinnen beigetragen haben, zeigen Schwächen. Konzerne wie Microsoft und Nvidia verloren deutlich an Wert. Dies schürte die Angst, dass der KI-Boom zu Ende geht oder sich zumindest verlangsamt.

Überbewertung der Aktienmärkte - Experten wie Stephen Dover, Head des Franklin Templeton Institute, weisen seit längerem auf die hohe Bewertung des US-Aktienmarktes hin.

Rezessionsängste - der überraschend schwache US-Arbeitsmarktbericht für Juli hat Befürchtungen einer bevorstehenden Wirtschaftsflaute verstärkt. Mit nur 114.000 neuen Jobs außerhalb der Landwirtschaft und einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,3 Prozent deutet sich hier eine Abkühlung an.

Zentralbanken – die Ankündigung der US-Notenbank Federal Reserve die Leitzinsen frühestens im September zu senken wird von vielen Investoren als zu spät empfunden. Gleichzeitig hat die Bank of Japan überraschend die Zinsen angehoben, was zusätzlichen Druck auf die Aktienmärkte ausübte.

Auflösung von Carry Trades - die Zinserhöhung der Bank of Japan führte zu einer Auflösung sogenannter Yen-Carry-Trades. Investoren hatten sich hierbei Kapital im Niedrigzinsland Japan geliehen und in Hochzinsländern wie den USA investiert. Die plötzliche Aufwertung des Yen um über 8 Prozent verursachte erhebliche Verluste und es kam zu einem Ausverkauf an den japanischen Börsen.

Die genannten Gegebenheiten haben in Kombination zu einem sprunghaften Anstieg der Marktvolatilität und einer Flucht in als sicherer geltende Anlagen geführt. Die erhöhten Schwankungen an den Märkten spiegelt sich auch im VIX-Index wieder, dem sogenannten Angstbarometer der Wall Street, der auf den höchsten Stand seit Oktober 2023 gestiegen ist.

Aktienmärkte bewegen sich langfristig nach oben

Viele Investoren sind durch die Turbulenzen an den Börsen verunsichert und hinterfragen ihre Anlagestrategie. Auch wenn kurzfristige Schwankungen beunruhigend sein können, zeigt die Historie, dass sich Aktienmärkte langfristig nach oben bewegen. Untersuchungen zeigen, dass es beispielsweise beim MSCI World Index keine Perioden mit mehr als 13 Jahren gab, in denen Verluste erzielt wurden. Im schlechtesten Fall erzielte der Anleger eine kleine positive Rendite, aber nie eine negative. Wer in einer ungünstigen Marktsituation mit dem Verkauf seiner Papiere lediglich ein bis zwei Jahre wartet erzielt im Regelfall ein wesentlich besseres Ergebnis.

Eher Korrektur als Krise

Für den bereits erwähnten Stephen Dover ist es noch zu früh, um auf Grund der aktuellen Daten von einer Rezession in den USA zu sprechen. Auch andere Experten mahnen zur Besonnenheit und sehen in den aktuellen Verwerfungen eher eine Korrektur überbewerteter Märkte als den Beginn einer langfristigen Krise. Dafür spricht auch, dass der Nikkei 225 nach seinem historischen Absturz am 5. August 2024 bereits am folgenden Tag eine spektakuläre Erholung erlebte und mit einem Plus von 9,4 Prozent den größten Tagesgewinn seiner Geschichte verzeichnet.

Die Börse ist keine Einbahnstraße

Angst ist in allen Lebenslagen ein schlechter Wegbegleiter und wer langfristig ein Vermögen aufbauen will, darf Wertpapiere nicht aus Panik verkaufen. Die Börse ist keine Einbahnstraße und Kursrückschläge gehören einfach dazu.

Is the trend your friend?

Eine Studie des Ratingagentur Morningstar zeigt, dass Anleger oft zu spät in erfolgreiche Fonds oder Aktien einsteigen. Sie investieren, wenn die Kurse bereits gestiegen sind und steigen zu früh wieder aus, weil sie es nicht schaffen, die Durststrecken auszusitzen. Dies führt häufig zu Enttäuschungen und zu einer Diskrepanz zwischen der Performance der Papiere und der tatsächlichen Rendite des Anlegers.

Eine wichtige Erkenntnis dieser Studie ist, dass Investoren konsequent an der Buy-and-Hold-Strategie festhalten und gleichzeitig breit diversifizierte Portfolios mit geringeren Schwankungen bevorzugen sollten. Damit lassen sich häufig bessere Renditen erzielen. Wer jeder Börsennachricht blind hinterherläuft und mit hochvolatilen Produkten allen Trends nachrennt, hat nicht verstanden, dass Börsennachrichten vor allem auf vergangenen Entwicklungen basieren und zurückliegende Kursbewegungen erklären. An der Börse geht es aber um die Zukunft.

Streuung als Absicherung

Auf die Wichtigkeit einer breiten Diversifikation wurde eben eingegangen. Nach dem Prinzip nie alle Eier in einen Korb zu legen, ist es notwendig breit über verschiedene Märkte, Sektoren und Anlageklassen zu investieren, um Risiken zu minimieren und das Kapital abzusichern. Kein Anleger besitzt die berühmte Kristallkugel, um hersagen zu können, welche Märkte sich in einem bestimmten Zeitraum am besten entwickeln bzw. die größten Verluste einfahren.

Häufiges Handeln vermeiden

Studien zeigen, dass ein zu aktives Handeln die Performance schmälern kann und so bleiben die aktivsten Händler im Schnitt 6,5 Prozent pro Jahr hinter dem US-Markt zurück. Halten sie stattdessen lieber an ihrer langfristigen Strategie fest, auch wenn es an den Märkten turbulent zugeht. Nicht umsonst besagt eine alte Börsenweisheit: „Hin und her macht Taschen leer.“

Chance nutzen und billig nachkaufen

Eine weitere Börsenweisheit besagt: „Aktien kaufen, wenn die Kanonen donnern. Verkaufen, wenn die Violinen spielen.“ Statt in Panik zu verfallen, können die niedrigen Kurse genutzt werden, um bei hochwertigen Papieren nachzukaufen oder neu einzusteigen. In jeder Krise liegt somit auch immer eine Chance. Der ratierlich sparende Investor hat den Vorteil, dass er den sog. Cost Average-Effekt nutzt und für den gleichen Betrag mehr Anteile erhält.

Depot und Strategie regelmäßig überprüfen

Es empfiehlt sich mindestens einmal pro Jahr das Portfolio mit einem professionellen Finanzberater zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. So ist sichergestellt, dass die Anlagestrategie zu den Zielen passt und trotz Kursschwankungen ausbalanciert bleibt.

 

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