Höhe der Berufsunfähigkeitsversicherung
Eine zu niedrig abgeschlossene Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) - bedeutet das nun besser als gar keine BU? Die kurze Antwort lautet: es kommt darauf an, die längere folgt.
Allgemeine Aussagen sind pauschal richtig
Eine BU-Versicherung sichert nicht nur individuell ab wie ich meinen Beruf ausgestalte, sie muss in Höhe und Laufzeit ebenso spezifisch betrachtet werden. Die allgemeine Aussage die Rentenhöhe hat 60 Prozent vom Brutto zu betragen und sie soll bis zum 67 Lebensjahr laufen, ist zwar pauschal richtig, im Einzelfall aber auch ebenso oft falsch.
Beispiel Akademiker
Akademiker oder diverse andere Besserverdiener, die sich problemlos eine derartige Absicherung leisten können, benötigen nicht diese Höhe und Laufzeit, da sie sich recht zügig ein passives Einkommen über Immobilien, Aktien oder andere Kapitalanlagen aufbauen können. Wiederum andere Berufsgruppen, die diese Möglichkeiten vom Verdienst her nicht ausschöpfen können, sind auch nicht in der Lage eine BU-Versicherung in passender Höhe und Laufzeit abzuschließen.
Sichere ich nun € 1.000 statt der notwendigen € 2.000 ab, so fehlen mir selbst dann wenn der Versicherer sofort problemlos leistet, monatlich € 1,000 €. Das veranlasst mich normalerweise dazu sehr schnell umzuschulen, um wieder genügend Geld zu verdienen. Für diesen Übergang reicht das Geld, weil ich 60 bzw. 67 Prozent (wenn ich Kinder habe), während einer Umschulung vom Arbeitsamt bekomme.
Niedrig anfangen und über Dynamiken ausbauen
Gesetz dem Fall ich kann mir generell nur vorübergehend leisten berufsunfähig zu sein, dann ist es sinnvoller im Voraus zu versuchen sechs Monatsgehälter auf die Seite zu legen, um eine Umschulung stemmen zu können. D.h. lieber keine Versicherung als eine zu niedrige.
Andererseits können € 1.000 € ein guter Start sein, um anschließend über Dynamiken und Nachversicherungsgarantien in kleinen, weniger schmerzhaften Schritten die Höhe weiter auszubauen. Das halte ich für eine gute Lösung, weil eine Person mit 40 bis 45 Jahren noch relativ erfolgreich umschulen kann. Danach wird vermutlich auch die Berufsunfähigkeit länger dauern, da es zwar nach wie vor möglich ist umzuschulen, aber eine Anstellung aufgrund des höheren Alters sich schwieriger gestaltet.
Definition Nachversicherungsgarantie
Die Gesellschaften bieten sog. Nachversicherungsgarantien bei erhöhten Absicherungsbedarf, wie etwa Heirat, der Geburt eines Kindes, Bau oder Erwerb eines Eigenheimes oder auch bei Karrieresprüngen an. Auch damit lässt sich die versicherte Leistung ohne erneute Gesundheitsprüfung aufstocken, muss jedoch in der Regel bis zu einem gewissen Alter genutzt werden. Üblich ist eine Erhöhung von bis zu 50 Prozent der ursprünglich vereinbarten Summe. Manche Tarife beinhalten diese Nachversicherungsgarantie auch wenn kein bestimmtes Ereignis zugrunde liegt.
Weniger Konsum, weniger BU-Rente nötig
Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand schon in jungen Jahren berufsunfähig wird, nicht umschulen kann und auch nicht wieder gesund wird, ist gering. Andernfalls liegt meist eine Erwerbsminderung oder sogar Pflegebedürftigkeit vor. Deshalb wäre es schon okay mit weniger anzufangen, um in den ersten Jahren eine Umschulung überstehen zu können. Ich sollte dann aber - wie gerade erwähnt über Dynamiken und Nachversicherungsgarantien - mit der Zeit in einem Bereich kommen, der mich realistisch langfristig absichert.
Abschließend noch eine Empfehlung: den Lebensstandard immer so niedrig halten, dass ausreichend fürs Alter vorgesorgt werden kann! Nur weil ich mir gerade jetzt ein Mercedes Cabrio leisten kann, muss ich es nicht gleich kaufen. Passiert im Nachhinein etwas Unvorhergesehenes, laufen die Ausgaben aus dem Ruder. Je weniger jemand vorkonsumiert, desto niedriger lässt sich auch die Absicherung wählen.