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Investieren ohne Risiko?

(11473 x gelesen) im
Aug 24 2016

Investieren ohne Risiko?

Mittlerweile sollte jedem Anleger, der sich auch nur geringfügig mit Kapitalmärkten beschäftigt klar geworden sein, dass eine akzeptable Rendite mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Sogar die vermeintlich sichere 10-jährige Bundesanleihe weist mittlerweile nur noch eine negative Verzinsung auf. Mehr dazu im nachfolgenden Blogartikel.

Risikoaversion stark ausgeprägt

Die meisten Sparer bezeichnen sich hierzulande selbst als sehr risikoscheu. Der Erhalt des eigenen Kapitals ist das wichtigste Ziel bei einer Vermögensanlage. Dieses Streben nach Sicherheit hat sich durch mehrere Finanzkrisen seit Beginn des Jahrtausends noch verstärkt. Die Frage steht im Raum: Gibt es aus diesem Zwiespalt einen Ausweg? - oder präziser, kann der Sparer heutzutage noch Geld mit einer vernünftigen Rendite und ohne Risiko anlegen?

Verschiedene Definitionen von Risiko

Wie wird „Risiko“ definiert? Viele Sparer fürchten sich vor starken Kursschwankungen und bezeichnen somit die Volatilität als das Risiko einer Anlage. Für andere ist es das maximale Verlustpotential, der sogenannte „maximum draw down“. Ein weiterer Gradmesser ist das „value at risk“, dieser gibt an, „welche Verlusthöhe innerhalb eines gegebenen Zeitraums mit einer gegebenen Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird“. Jedoch hat in der Praxis das Risikoempfinden des einzelnen Anlegers meist nur wenig mit dem tatsächlichen Risiko zu tun.

Kauf und Verkauf zum falschen Zeitpunkt

Aus zahlreichen Untersuchungen geht hervor, dass ein Großteil der privaten Anleger an der Börse wesentlich schlechter abschneidet als der Gesamtmarkt. Die Hauptursache ist, dass Kauf und Verkauf zum falschen Zeitpunkt erfolgen. Meist werden verstärkt Aktien erworben, wenn sich die Kurse in der Nähe ihrer Höchststände befinden. Medien veröffentlichen Hitlisten der beliebtesten Werte, die Wirtschaft floriert und aufgrund steigender Gewinne der Unternehmen werden die Dividenden erhöht. Da sich die Börsen seit geraumer Zeit in einem stabilen Aufwärtstrend befinden, steigt das Gefühl der Sicherheit. Aber genau in diesem Stadium ist der Einstieg eine schlechte Wahl.

Positive Prognosen sind in Kursen eingepreist

Viele Leser werden sich nun die Frage nach dem „warum“ stellen. Folgendes dazu: Die Aktienmärkte sind sehr effizient und in einem bestehenden Kurs sind nicht nur alle allgemein zugänglichen Informationen eingepreist, sondern auch die Erwartungen der zukünftigen Entwicklung. Sind die Prognosen positiv, beinhaltet der Kurs eine Stimmungsprämie und der Anleger kauft deshalb zu einem teuren Kurs. In diesen Marktphasen ist die Chance auf eine hohe Rendite gering. Bei fallenden Werten gilt dieses System natürlich auch umgekehrt. Entgegen dem geschätzten Risiko ist es ungleich gefährlicher in einer Börsenhochphase Anleihen oder Aktien zu kaufen, als bei stark abgefallenen Kursen. Der bekannte Börsenguru Warren Buffet formuliert dies folgendermaßen: „Versuche gierig zu sein, wenn die anderen Angst haben, und habe Angst, wenn andere gierig sind.“ Treffender kann man es nach meiner Meinung nicht ausdrücken.

Kaufen, wenn die Kanonen donnern

Obwohl es viele Anleger noch nicht verinnerlicht haben, sind Phasen der wirtschaftlichen Rezession sehr gut für den Aktienkauf geeignet. Erhöhte Aufmerksamkeit ist dann angesagt, wenn die Stimmung schlecht ist und Wirtschaftsmagazine das ganze Weltgeschehen schwarz malen. Kein Marktteilnehmer, egal ob privater oder institutioneller Anleger, wird es auf lange Sicht schaffen, immer den richtigen Einstiegszeitpunkt zu finden. Bei der geschilderten Situation mit fallenden Kursen kommt es häufig vor, dass zu früh mit dem antizyklischen Kauf begonnen wird und die Märkte weiter sinken. Als Beispiel gilt das Jahr 2008, als nach der Lehman-Pleite die Kurse noch einmal stark abfielen. Die Erfahrung lehrt uns, dass durch den Einstieg in dieser Marktphase mittel- und langfristig hohe Gewinne realisiert werden.

Volatilität ist Chance

Volatilität ist eine Chance auf Gewinne, denn Kursrückgänge sind gute Einstiegsmöglichkeiten. Aber was ist denn nun wirklich Risiko? Ich definiere es als eine Gefahr substanzieller und dauerhafter Vermögensverluste. Allerdings tendiert diese bei einer langfristig ausgerichteten Investmentstrategie und einer breiten Streuung gegen Null. Kurzfristig sieht die Lage völlig anders aus, denn Aktien besitzen ein großes Verlustpotential und niemand kann voraussagen, ob beispielsweise der DAX am Jahresende 25 % tiefer oder höher notiert ist als zur Zeit. Diese Anlageform ist allerdings langfristig die rentabelste und sicherste Anlageform überhaupt, das belegen Statistiken der letzten 200 Jahre eindrucksvoll. Keine andere Geldanlage beteiligt den Sparer direkt an der Wertschöpfungskette der Wirtschaft. Dazu habe ich kürzlich ein interessantes Video veröffentlicht.

Streuung ist wichtig

Die Gefahr von Kapitalverlust ist umso höher, je geringer gestreut (diversifiziert) wird. Eine alte Börsenweisheit besagt „nie alle Eier in einen Korb legen“. So ist ein Einzelwert, eine Branche oder eine Volkswirtschaft mit einer weitaus höheren Gefahr auf Verlust behaftet, als ein breit gestreutes Portfolio. Auch Anleihen bergen ein gewisses Risiko, wenn beispielsweise der Emittent insolvent wird. Dies haben besonders Besitzer von Mittelstandsanleihen in den letzten Jahren erfahren müssen. Wer glaubt renommierte Börsenplätze sind vor gravierenden Kursrückgängen gefeit, der irrt. Anleger, die im Jahre 1989 beim Stand des Nikkei Dow Jones von fast 40.000 Punkten investiert haben, müssen noch lange warten bis die damaligen Kurse wieder in greifbare Nähe rücken. Wer also zum falschen Zeitpunkt in den Markt einsteigt, braucht viel Geduld. Darin besteht auch der Hauptkritikpunkt an den beliebten ETFs. Sie bilden einen Markt nach, überlassen das Timingrisiko aber voll dem Anleger.

Fazit

Was helfen diese Ausführungen dem Privatanleger? Im Regelfall eher wenig. Denn wer in Einzelwerten investiert, benötigt drei Dinge um Erfolg zu haben: Fachwissen, Kapital und Zeit. Fehlt auch nur einer dieser Faktoren, sollte bestenfalls ein geringer Teil des Kapitals in Einzelwerte investiert werden. Mit breit streuenden Investmentfonds, die idealerweise monatlich bespart werden, kommt der Sparer ans Ziel, ohne Gedanken an den richtigen Einstiegszeitpunkt verschwenden zu müssen. In Zeiten, in denen aufgrund sinkender Leistungen der staatlichen Altersvorsorge die private Altersvorsorge einen immer höheren Stellenwert einnimmt, gewinnen Fonds zunehmend an Bedeutung. Da klassische Bank- und Versicherungsprodukte in der aktuellen Niedrigzinsphase nur noch (wenn überhaupt) eine homöopathische Rendite abwerfen, sind renditestarke Anlageformen gesucht, die den Zinseszinseffekt nutzen können.

 

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