Schäden durch Waschbären an Wohngebäuden
Der Waschbär zählt zu den invasiven Wildarten, die von der Europäischen Union zu unerwünschten Spezies erklärt wurden. Seit dem 03. August 2016 erscheint er auf der „Unionsliste der invasiven Arten“. Diese Liste beinhaltet Arten, die sich ausbreiten und dadurch die biologische Vielfalt, andere Tier- und Pflanzenarten und damit die heimischen Ökosysteme gefährdet.
Definition invasiver Arten
Aus Sicht der EU-Kommission ist die Verbreitung invasiver, gebietsfremder Arten – das gilt sowohl für Tiere als auch Pflanzen – einer der Hauptfaktoren für den Verlust der biologischen Vielfalt. Derartige Tiere und Pflanzen stören nicht nur das ökologische Gleichgewicht, sondern können auch Krankheiten übertragen und wirtschaftliche Schäden herbeiführen. Beim ursprünglich aus Nordamerika stammenden Kleinbär besteht explizit eine Bedrohung einiger heimischer Vogel- und Amphibienarten. Fazit: Nur eine aktive Bejagung und Fallen helfen die Bestände einzugrenzen.
Rasante Ausbreitung
Der starken Ausbreitung in Deutschland liegen historische Ursachen zugrunde. Bereits 1934 wurden Waschbären nördlich von Kassel ausgesetzt, um die heimische Fauna zu bereichern. Zusätzlich entkamen 1945 Waschbären einer Pelztierfarm in Brandenburg. Seither erhöhte sich der Besatz rasant, einer Schätzung zufolge gibt es aktuell 200.000 bis 500.000 Tiere.
Enorm gestiegene Abschusszahlen
Die Anzahl einer vor allem nachtaktiven Wildart zu beziffern, gestaltet sich eher schwierig, mehr Aufschluss geben da schon die jährlichen Abschusszahlen. Anhand dieser Daten lässt sich das Wachstum der Waschbären-Population in Deutschland deutlich ablesen. So wurden 5.075 Waschbären im Jagdjahr 1996/97 erlegt, 2007/08 waren es 36.572 und 2012/13 gar 104.371, hier wurde erstmals die 100.000er Marke überschritten. 2017/18 folgte eine erneute Steigerung auf 172.549. Die Zahlen wurden vom Deutschen Jagdverband veröffentlicht.
Bundesländer mit höchstem Vorkommen
Als Hauptverbreitungsgebiet gelten die Bundesländer Hessen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, auf die in den letzten Jahren rund 60 Prozent der Strecke entfielen. In manchen Gegenden stellen sie mittlerweile eine Plage dar. Den Kleinbären ist es innerhalb weniger Jahrzehnte gelungen weite Teile Deutschlands, sowie einiger angrenzenden Länder zu besiedeln.
Erfolgreicher Neozoon
Der Waschbär ist somit einer der erfolgreichsten Neozoen in ganz Europa. Als Neozoen bezeichnet man Tierarten, die seit dem Jahr 1492 – dem Beginn der Neuzeit also – vorsätzlich oder unbeabsichtigt unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen, in ein ihnen zuvor nicht zugängliches Gebiet gelangten und dort eine neue Population geschaffen haben.
Kassel ist Waschbärenhauptstadt Europas
Der städtische Siedlungsraum gestaltet sich für den Waschbären als attraktives Territorium, denn Kompostplätze, Hausmüll und Garten eröffnen dem Allesfresser leicht zugängliche Nahrung in Hülle und Fülle. Auch bieten Gartenlauben, Garagen und Dachböden dem guten Kletterer optimale Plätze zum Schlafen und zur Aufzucht der Jungen. Die dichteste Population einer europäischen Großstadt beherbergt die kreisfreie Stadt Kassel in Nordhessen. Hier leben etwa 50 bis 150 Tiere pro Quadratkilometer – ein Wert, der sonst nur in Nordamerika erreicht wird. Allerdings handelt es sich bei der europäischen Population, im Gegensatz zu ihrer Heimat, um sog. Heimschläfer. Denn während beispielsweise in Washington D.C. nur knapp 15 Prozent der Bären in Gebäuden schlafen (1991), liegt die Quote in Kassel bei 43 Prozent (2003).
Schlafplätze unattraktiv machen
Ist ein Schlafplatz reizvoll, wird er zumeist schnell genutzt und kennen diesen Ort erst einmal mehrere Exemplare, gestaltet es sich schwer, sie zurückzudrängen. Daher ist es empfehlenswert geeignete Maßnahmen zu ergreifen - wie etwa das Stutzen von Ästen oder Zugangsmöglichkeiten im Haus zu schließen - um die Tiere von Bauwerken fernzuhalten. Hier gilt die Devise „vorbeugen statt fangen“.
Schäden durch Waschbären
Waschbären können leicht Schäden von mehreren tausend Euro verursachen. Wird ein Dachboden als Schlafplatz in Beschlag genommen, tropft nicht selten Urin aus den benutzten Latrinen in darunterliegende Räume. Alleine schon die entstehende Geruchsbelästigung ist unerträglich. Doch es geht noch weiter, mitunter stürzen ganze Deckenverkleidungen durch Annagen ab, auch werden Dachdämmungen häufig in Mitleidenschaft gezogen.
Besteht Versicherungsschutz?
Schäden durch Waschbären an einer Immobilie sind ärgerlich, aber noch ärgerlicher ist, wenn die Wohngebäudeversicherung nicht leistet. Abhängig ist dies von der jeweiligen Formulierung in den zugrunde liegenden Vertragsbedingungen. Mitunter finden sich Ausschlüsse, dass Schäden nur ersetzt werden, wenn sie beispielsweise durch Nagetiere herbeigeführt wurden. Sollten Sie also in einer Gegend mit Waschbärenaufkommen beheimatet sein, prüfen Sie ihren Vertrag daraufhin.