Verhalten beim Absturz der Kapitalmärkte
Das Coronavirus, das sich mittlerweile zu einer globalen Pandemie entwickelt hat, hält seit mehreren Wochen die Menschen fest in seinem Griff. Weltweit reagieren die Regierungen auf die deutlich steigenden Infektionen mit Grenz- und Ausgangssperren sowie der Schließung von Geschäften. Unternehmen, denen derzeit ein Großteil ihres Umsatzes wegbricht, stoppen ihre Produktion, stellen auf Kurzarbeit um und/oder schicken, wenn möglich, ihre Belegschaft ins Home-Office.
Angesichts der hiermit ausgelösten massiven Unsicherheit und der Frage „Wie umfangreich die Corona-Krise die wirtschaftliche Aktivität negativ beeinflussen wird“ reagieren Finanzmarktakteure und computergestützte Handelssysteme durch teilweise panische Ausverkäufe. Mit einer historischen Geschwindigkeit, die man in dieser Form zuletzt eher 1987 und nicht einmal im Jahr 2000 oder 2008 erlebte, brachen die Aktienmärkte (u.a. S&P 500 oder DAX) in nur wenigen Handelstagen von ihrem Allzeithochs auf die Stände von bis vor fünf Jahren ein. Der darauf folgende Impuls eines Anlegers, die eigenen Investments zu reduzieren oder komplett aufzulösen, ist menschlich und auch nachvollziehbar. Möchten Anleger allerdings langfristig erfolgreich am Markt investieren, müssen sie Volatilität aushalten bzw. aussitzen. Also worauf gilt es nun konkret zu achten, um Marktabschwünge besser händeln zu können?
1) Das Märchen vom richtigen Zeitpunkt
Die Sorge vor Verlusten führt dazu, dass Investoren bei fallenden Kursen ihre Anlagen all zu schnell verkaufen. In den meisten Fällen ist dies jedoch eine Fehlentscheidung, denn man verpasst die Zeiträume mit bedeutenden Preissteigerungen, die häufig auf Abschwünge folgen. Oft sind es nur wenige entgangene Tage, die hier großen Einfluss nehmen, wie eine hypothetische Anlage in Höhe von $ 1.000 in den MSCI ACWI Anfang 2010 zeigt – bis Ende 2019 wäre der Wert auf $ 2.060 gestiegen. Ohne die 30 besten Handelstage aus diesem Zeitraum, bleibt dem Anleger weniger als sein Einsatz. Theoretisch muss der Anleger dann verkaufen, wenn die Märkte am höchsten stehen und wieder einsteigen an jeweiligen Tiefpunkt - nur kann den richtigen Zeitpunkt niemand vorhersehen.
2) Dem Tief folgt ein neues Hoch
Im vergangenen Jahrzehnt sind die Aktienkurse meist gestiegen, eine komfortable Position für Anleger. Rückgänge an den Märkten sind allerdings normal und auch unvermeidlich. Die gute Nachricht daran ist, dass diese negativen Marktszenarien häufig nur von kurzer Dauer sind. Als Beispiel dafür gilt der Standard&Poor`s 500 Compostite Index, der in der Zeitspanne von 1950 bis 2019 in der Regel mindestens einmal im Jahr zehn Prozent seines Wertes verloren hat, sowie alle sechs Jahre sogar einen Rückgang von mindestens 20 Prozent zu verzeichnen hatte. Bislang folgte jedoch auf jeden Abschwung sowohl eine Markterholung, als auch ein neuer Höchststand.
3) Emotionen führen häufig zu Verlusten
Emotionen gehören zum täglichen Leben und Angst bzw. Nervosität bei sinkenden Märkten sind eine normale Reaktion. Wichtig ist jedoch, dass Investoren lernen in Situationen dieser Art einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht gleich in Panik zu verfallen. Anlageentscheidungen in kritischen Zeiten machen häufig den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus. Sich mit den Grundlagen der Verhaltensökonomie auseinanderzusetzen und eigenes Handeln kritisch zu hinterfragen, hilft dabei, rationaler zu agieren.
4) Planmäßig vorgehen
Ein durchdachter Anlageplan ist ein weiteres wertvolles Hilfsmittel, das vor falschen Entscheidungen bei sinkenden Märkten schützt. Darin müssen nicht nur kurz- und langfristige Ziele enthalten sein, sondern auch die passende Risikotoleranz. Ebenso wichtig ist ein antizyklisches Verhalten. Denn gesunkene Kurse bieten sehr gute Einstiegsmöglichkeiten getreu der alten Börsenweisheit „zu kaufen , wenn die Kanonen donnern“.
5) Durchhaltevermögen wird meist belohnt
Die Verhaltensökonomie zeigt, dass Ereignisse der jüngeren Vergangenheit unsere Wahrnehmung und (folglich auch) unsere Entscheidungen stark beeinflussen. Eine langfristige Perspektive ist für Anleger von großer Bedeutung, denn die börsengehandelten Papiere belohnen ihre Investoren über einen längeren Zeitraum. Beispiel: trotz zweier Weltkriege und diverser Krisen, betrug die durchschnittliche jährliche Rendite des amerikanischen S&P 500 über alle Zehnjahreszeiträume von 1937 bis 2019 10,47 Prozent. Diesen Wert erreichte keine andere Anlageform auch nur ansatzweise.