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Apr 19 2024

Zwei Jubiläen zum Weltfondstag

1774, also vor bereits 250 Jahren ist die Investmentfonds-Idee entstanden. Der niederländische Kaufmann, Adriaan van Ketwich gilt als Vater des Investmentfonds. Er wollte eine Lösung auf die damalige Pleitewelle von Banken bieten, die zu hohe Kredite an wenige Kolonien vergaben und in Folge die Einlagen verloren hatten. Seine Vision war es, durch Bündelung verschiedener Investitionen in einem Fonds, die Risiken breiter zu streuen und Privatanlegern einen unkomplizierten Zugang zu den Finanzmärkten zu ermöglichen.

Erster Investmentfonds

So ist der erste Investmentfonds „Eendragt Maakt Magt“ (Einigkeit macht stark) entstanden. Die Anlagen waren seinerzeit auf 2.000 Anteile beschränkt. Sie bestanden hauptsächlich aus Schuldverschreibungen niederländischer und ausländischer Regierungen, die auf dem niederländischen Markt gehandelt wurden. Bereits 1774 gab es klare Definitionen für Anlegerrechte und Anlagerichtlinien, vergleichbar mit dem heutigen Fondsprospekt. Laut historischen Aufzeichnungen hat das Fondsmanagement um Adriaan van Ketwich eine sehr gute Qualität abgeliefert. Die geplante Rendite von 4% p.a. soll durchgängig erreicht worden sein.

Es ist viel passiert in Sachen Anlageideen

Seit dem 18. Jahrhundert ist natürlich viel passiert auch in Sachen Anlageideen. So hat am 21. März 1924 der US-Amerikaner Edward Leffler mit dem Massachusetts Investment Trust (MIT) den ersten offenen Investmentfonds ins Leben gerufen. Es war die Zeit der „Goldenen Zwanziger“ voller Optimismus und Euphorie. Die US-Wirtschaft boomte. In Folge stiegen die Aktienkurse auf immer neue Allzeithochs und viele Menschen wollten am Erfolg teilhaben. Der amerikanischen Durchschnittsfamilie gelang das allerdings selten. Im Gegenteil, der kaum regulierte US-Aktienmarkt war eher ein „Minenfeld“. Üblich waren geschlossene Fonds, die allerdings nicht immer seriös waren. Nicht selten hatten die Anleger das Nachsehen.

Geschlossene Fonds hochriskant

Bereits in der Vergangenheit, zur Gegenwart und auch in Zukunft wird es Marktteilnehmer geben, die gezielt auf die Unwissenheit, Naivität und die Gier von unerfahrenen Anlegern setzen. Die Investitionskonzepte der geschlossenen Fonds hörten sich gut an. In Wahrheit waren sie hochriskant und spekulativ und am Ende häufig wertlos. Das galt auch vor 100 Jahren schon. Die Fondspositionen wurden nicht transparent offengelegt und Anleger wussten häufig erst zu spät, dass sie vor einem Scherbenhaufen standen. Wer seinerzeit direkt in einen dieser geschlossenen Fonds investierte und die Anteile wiederverkaufen wollte, musste jemanden finden, der sie übernahm. Eine Rückgabe an den geschlossenen Fonds war nicht möglich. Auch die Käufer hatten wegen der schwachen Regulierung kaum die Möglichkeit, einen fairen Preis zu zahlen.

Langfristig erfolgreich sein

Edward Leffler erlebte, dass solche Fonds großen Schaden anrichteten. Früher hatte Leffler Einzelwerte verkauft. In seinen Kundengesprächen wurde ihm bewusst, dass es bislang keine solide Anlagemöglichkeit gab, mit dem es auch die einfachen Bürger finanziell zu etwas bringen konnten. Er war entschlossen, eine stabilere und demokratischere Investmentmöglichkeit zu schaffen. Sie sollte nicht nur langfristig erfolgreich sein, sondern auch das Leben der Menschen finanziell zum Besseren verändern.

Professionelles aktives Management

Seine Idee war eine transparentere und ethischere Anlage, bei der Fondsanteile jederzeit zurückgegeben werden können und zwar zu einem entsprechend fairen Preis. Außerdem sollte es möglich sein, zusätzliche Anteile auszugeben, wenn neue Investoren Interesse zeigten. Das Konzept unterschied sich sehr von dem für die 1920er-Jahre typischen kurzfristigen Denken. Vor allem bot Leffler Kleinanlegern professionelles aktives Management. Statt die riskanten Positionen geschlossener Fonds zu kaufen, erwarben Anleger damit Aktien von etablierten Unternehmen. Das war bereits mit niedrigen Mindestanlagesummen möglich, die viele Menschen aufbringen konnten.

Geburtsstunde der Fondsbranche

Der erste Offene Investmentfonds MIT gilt quasi als Geburtsstunde der Fondsbranche, wie wir sie heute kennen, mit der sich viele Millionen Menschen eigenes Vermögen aufbauen können und somit finanzielle Freiheiten. Die Geschichte der Offenen Investmentfonds hat sich seitdem immer weiterentwickelt. Die Grundidee und vor allem die Vorteile sind über die Jahrhunderte gleichgeblieben. Das Geld vieler Anleger wird gebündelt und breit gestreut investiert, mit dem Ziel, Gewinne zu erwirtschaften. Dadurch kann auch in Märkte oder Anlageformen investiert werden, an denen einzelne Personen sonst gar nicht teilhaben könnten, bzw. nur mit einem großen Vermögen und entsprechenden Risiken. Viele Anleger haben weder Zeit noch Lust, sich so intensiv mit Geldanlagemöglichkeiten zu beschäftigen, als dass es sich auch gewinnbringend für sie auszahlt. Dann haben sie die Möglichkeit, ganz bequem auf professionelles Fondsmanagement zurückzugreifen.

ETF-Handel begann vor über 20 Jahren

Die Möglichkeit, passiv in Fonds zu investieren, startete vor über 20 Jahren mit dem ETF-Handel auch in Deutschland. Dabei versuchen Indexfonds einen bestimmten Börsenindex möglichst exakt nachzubilden. Ein Index repräsentiert den Markt eines bestimmten Landes, von bestimmten Regionen, Sektoren oder anderen Anlagesegmenten. Für jeden Index gibt es feste Regeln, welche Titel aufgenommen werden. Bei den meisten Aktien-Indizes erfolgt die Auswahl der Wertpapiere besonders häufig nach der Größe der Unternehmen, gemessen an deren Marktkapitalisierung. Die Marktkapitalisierung beschreibt die Unternehmenswerte aller Unternehmen in einem bestimmten Index.

In Gewinner der Vergangenheit investiert

Die heutigen Unternehmenswerte sind das Ergebnis der Geschehnisse der Vergangenheit. Was also in der Vergangenheit am besten gelaufen ist, wird in einem Indexfonds am höchsten gewichtet. Zielgruppe für diese Indexfonds war v.a. die Anlegergruppe der Selbstentscheider. Die also genau wissen, wann sie in welche Anlageregionen oder Sektoren investieren wollen. Dabei entscheiden sie selbst auch über das richtige Timing. Denn die Erfahrung zeigt, dass es nicht zu jedem Zeitpunkt sinnvoll ist, in bestimmten Märkten investiert zu sein. Wohlgemerkt, ein ETF, der einen Index repräsentiert, investiert v.a. in die Gewinner der Vergangenheit. Ob diese auch automatisch zu den Gewinnern der Zukunft gehören, ist fraglich.

Zusammensetzung von Indizes verschoben

2009 hat das in Deutschland in ETFs angelegte Vermögen gerade einmal € 2,2 Mrd. betragen. Nach der Finanzkrise mit den drastischen Kursverlusten hat es gedauert, bis das Volumen angestiegen ist. So richtig Fahrt aufgenommen, hat die Anlage in ETFs erst in den letzten 10 Jahren. Bis Ende 2022 war dieser Zeitraum geprägt von sehr niedrigen bis Negativzinsen und einer ultralockeren Geldpolitik. Das bedeutete Rückenwind insbesondere für viele Wachstumswerte. Auch wenn die Aussicht auf Gewinne erst in ferner Zukunft zu erwarten war, konnten sich die Aktien solcher Unternehmen an den Börsen sehr gut entwickeln. Die Kursentwicklung bildet schließlich die künftige Aussicht auf Gewinne ab. In Folge hat sich die Zusammensetzung vieler Indizes deutlich zugunsten von Wachstumswerten verschoben. Und dennoch gelingt es vielen aktiv gemanagten Aktienfonds eine Auswahl der bekanntesten Indizes und ETFs auch im herausfordernden Zeitraum der letzten 5 Jahre zu schlagen.

Unterschied aktiv gemanagter Fonds und ETF

Für die Zukunft sollten Anleger zudem bedenken: In einem Umfeld deutlich gestiegener Zinsen, reagieren Wachstumswerte zunehmend empfindlicher. Zu Recht, wenn die bereits in den hohen Kursen enthaltenen Erwartungen auf Gewinne nicht erfüllt werden. Dann kann die hohe Gewichtung von Wachstumswerten in den Indizes zum Domino-Effekt werden. Dann wird die Qualität von aktiven Fondsmanagern deutlich. Sie können individuell die Auswahl der Aktien oder anderer Wertpapiere steuern, oder z.B. in schwierigen Marktphasen die Cashquote erhöhen, um Verluste zu reduzieren. Sie wissen, wie sinnvoll es ist, bei gut gelaufenen Positionen, Gewinne mitzunehmen, um dann auch in Werte investieren zu können, die in Zukunft die besseren Renditeaussichten haben. Im Mantel des Offenen Investmentfonds geschehen Gewinnmitnahmen einzelner gewichteter Positionen für den Privatanleger steuerneutral. In einem Indexfonds haben Anleger keinen aktiven Fondsmanager, der Gewinne bei einzelnen Titel mitnehmen könnte. Sie können sich lediglich entscheiden, den gesamten ETF zu verkaufen, bzw. zu reduzieren. Das dann allerdings unter Berücksichtigung der Steuer.

Fazit: Egal, ob Sie sich zu den Experten und somit Selbstentscheidern zählen, oder ob Sie bequem auf professionelles Fondsmanagement setzen, die Grundidee des Offenen Investmentfonds feiert in diesem Jahr zwei Jubiläen.

 

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