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Sep 13 2024

BU-Risiko junge Frauen

Die Berufsunfähikeit (BU) bleibt für die Deutschen weiterhin eine der größten finanziellen und zugleich am stärksten unterschätzten Gefahren. Das belegen aktuelle Untersuchungen der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Demnach hat das Risiko insbesondere bei jüngeren Frauen stark zugenommen. Darüber hinaus gibt es aber auch erfreuliche Entwicklungen.

Berufsunfähigkeit ist existenzielles Risiko

Steigende Lebenserwartung, Digitialisierung und Leistungsverdichtung; das sind nur einige Schlagwörter, die den Wandel der Arbeitswelt in den vergangenen Jahren beschreiben. Die DAV hat ihr BU-Tafelwerk überarbeitet, welches die  Rechnungsgrundlage für die Berufsunfähigkeitsversicherung darstellt. Das Ergebnis macht klar deutlich, dass die Berufsunfähigkeit ein existenzielles Risiko für die deutsche Bevölkerung ist.

Jeder vierte wird berufsunfähig

Weiterhin gelte, dass bis zum Renteneintritt jeder Vierte mindestens einmal in seinen Arbeitsleben berufsunfähig werde. "Ohne eine entsprechende Absicherung sind das für die meisten kaum zu kompensierende Einschnitte im Haushaltseinkommen, und für Alleinverdiener oder Singles kann das sogar den Ruin bedeuten", sagte der DAV-Vorstandsvorsitzende Herbert Schneidemann auf einer Online-Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen BU-Tafel. Das letzte Tafelwerk der DAV zur Reservierung von Berufsunfähigkeitsabsicherungen stammt noch aus dem Jahr 1997 ("DAV 1997 I").

Es sei deshalb äußerst bedauerlich, dass es hierzulande bei über 45 Millionen Erwerbstätigen nur rund 17 Millionen Versicherungsverträge gebe, die gegen eine Invalidität absichern. "Die Menschen versichern ihr Smartphone, aber nicht ihre Arbeitskraft und damit ihre Existenzgrundlage", so Schneidemann.

BU-Risiko junger Frauen steigt

Tatsächlich zeigt die Überprüfung der DAV-BU-Tafel, die Wahrscheinlichkeit berufsunfähig zu werden hat sogar teilweise zugenommen. Das betrifft insbesondere junge Frauen unter 40 Jahren. Bei ihnen stieg das Risiko in den vergangenen 20 Jahren um über 30 Prozent. Die Grundlage hierfür bilden psychische Erkrankungen in dieser Versichertengruppe, teilt die DAV mit. Bei jungen Männern hingegen blieb die BU-Wahrscheinlichkeit stabil. Es lässt vermuten, dass Frauen, die gleichzeitig auch Mütter sind, im Job häufiger einer stärkeren Doppelbelastung ausgesetzt sind als Männer.

Psychische Erkrankungen nehmen zu

Laut einer Untersuchung von Morgen & Morgen geht derzeit beinahe jeder dritte Leistungsfall (31,88 Prozent) auf seelische Probleme zurück - noch vor zehn Jahren lag der Anteil bei rund 20 Prozent. Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates (20,33 Prozent) sowie Krebserkrankungen und andere bösartigen Veränderungen von Körperzellen (17.77 Prozent) belegen Rang zwei und drei. Wie aus den Daten der Deutschen Rentenversicherung hervorgeht, waren Anfang der 1990er-Jahre noch körperliche Gebrechen der Hauptgrund für die Aufgabe der beruflichen Tätigkeit.

Sinkende Leistungsfälle im Alter

Erfreulich zeigt sich die Entwicklung indes bei Männern als auch bei Frauen über 40 Jahren. Hier sank die Wahrscheinlichkeit auf Berufsunfähigkeit bei den weiblichen Versicherungsnehmern um 36 Prozent, sowie bei den männlichen um etwa 45 Prozent. "Darin spiegelt sich deutlich die Veränderung der Arbeitswelt wieder", konstatiert Herbert Schneidemann. "Zum einen sind immer weniger Personen in körperlich anstrengenden Berufen tätig und zum anderen sinken generell die körperlichen Anforderungen in vielen Berufen. Dieser positive Trend überkompensiert glücklicherweise den auch in dieser Altersklasse zu beobachtenden Anstieg der Schadenfälle durch psychische Erkrankungen."

Schnellere Rückkehr in den Beruf

Die DAV-Untersuchung zeigt auch: die Versicherten kehren nach einer BU-Erkrankung immer schneller in den Beruf zurück. 19 Prozent nehmen heute binnen der ersten 24 Monate wieder ihre zuletzt ausgeübte Tätigkeit auf, vor 20 Jahren waren es nur elf Prozent. Anders verhält es sich bei Personen, die drei bis zehn Jahre berufsunfähig sind. Während nach Aussage der DAV-Tafel 1997 I rund 26 Prozent der Betroffenen in diesem Zeitraum in den Beruf zurückkehrten, sind es nach der neuen Tafel nur noch 16 Prozent.

Individuelle Prämienkalkulation

Die DAV warnt aber davor, aus den vorliegenden neuen Erkenntnissen Rückschlüsse auf mögliche Preisentwicklungen für den BU-Versicherungsschutz zu ziehen. Die Prämien würden individuell von den Gesellschaften berechnet und seien von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Dazu gehören neben der Entwicklung des Rechnungszinses beispielsweise auch die Zusammensetzung des jeweiligen Kollektivs.

 

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