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Nov 08 2016

Ahnungslosigkeit kostet Milliarden

Wie der deutsche Staatsbürger tickt, ist Umfragen und Statistiken zu entnehmen. Wenn man darüber hinaus noch das Sparverhalten beobachtet, lässt sich auch einiges über die mentale Lage herausfinden. Einen aufschlussreichen Einblick zur psychischen Verfassung der Nation liefern die Sparvolumina der Tagesgeldkonten. Seit der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 hat sich das Anlageverhalten weiter negativ verändert. So sind die Neuzuflüsse auf unrentable Konten dieser Art sogar vier mal so hoch wie vor der Krise, obwohl es mittlerweile dafür keine Zinsen mehr gibt.

Mehr als € 1,1 Billionen auf Tagesgeldkonten

In Spitzenmonaten fließen über € 20 Milliarden auf Tagesgeldkonten, die Gesamthöhe beläuft sich mittlerweile auf gut € 1,1 Billionen. Ausdrücklich sei darauf hingewiesen, dass es sich dabei nicht um Girokonten handelt, auf die beispielsweise automatisch Löhne und Gehälter fließen. Der Bundesbürger verschiebt hier bewusst Liquidität, die nach Abzug aller Ausgaben für den Alltag übrig bleibt. Diese freien Mittel könnten demzufolge ebenfalls für andere Sparformen verwendet werden. Jedoch verdeutlicht dieses Verhalten, dass hier Angst und Unwissenheit eine große Rolle spielen. Lieber wird das ökonomische Unglück hingenommen und die Altersarmut riskiert, anstatt sich aktiv mit Geldanlagen zu befassen.

Panik oder Ratlosigkeit?

„Tagesgeld ist ein guter Gradmesser entweder für Panik oder für Ratlosigkeit in der Geldanlage“, erläutert Peter Barkow von Barkow Consulting. Der starke Anstieg der Einlagen auf Festgeldkonten zu Zeiten der Finanzkrise ist auf eine grassierende Angst zurückzuführen. Viele Sparer befürchteten damals einen Zusammenbruch des Finanzsystems. So wurden im Jahresdurchschnitt rund € 74 Milliarden an frischem Geld auf die als sicher und flexibel geltenden Konten einbezahlt. Nachdem sich die Lage etwas beruhigt hatte, überwiesen die Bundesbürger in den beiden folgenden Jahren lediglich noch € 29 Milliarden aufs Tagesgeldkonto. Aber trotz immer weiter gegen Null fallenden Zinsen haben sich die Einlagen seit 2012 abermals stark erhöht. Das durchschnittliche Jahresvolumen beträgt nunmehr € 63 Milliarden. Für Peter Barkow ein Zeichen von Hilflosigkeit: „Kein Mensch weiß, wo man vernünftig sein Geld anlegen kann“. Viele Sparer wählen daher das vermeintlich kleinste Übel, sprich Tagesgeldkonto: „Die vorherrschende Überzeugung hierzulande ist, dass man damit nicht viel falsch machen kann. Schließlich lässt sich das Geld ja bereits morgen problemlos abheben und für andere Anlagen verwenden.“

Alternative Aktie

Die Geschichte liefert uns eine ausgezeichnete Anlageidee, nämlich die Aktie. Wer hier in die dreißig größten Aktienwerte, die im Leitindex DAX zusammengefasst sind, seit dem Jahr 1959 monatlich € 100 investiert hat, kann ein Vermögen in Höhe von € 750.000 sein Eigen nennen, bei einem Einsatz von gut € 69.000. In den vergangenen Jahrzehnten wurden auf Bankanlagen noch Guthabenzinsen ausgeschüttet, jedoch sind diese Zeiten längst vorbei. Da die Staatsschulden einiger Länder exorbitant stark gewachsen sind, können Zinsen mittelfristig nicht mehr steigen, da sonst die Pleiten einiger Länder drohen. Deshalb wird die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) unter der Präsidentschaft von Mario Draghi weiter andauern. Mittlerweile berechnen einige Banken selbst für Konten von Privatkunden Strafzinsen.

Aktienmärkte sind oftmals eine Fluchtwährung

„Aktien zu haben ist riskant, keine Aktien zu haben ist riskanter“, meint Björn Marquardt, Anlagestratege für Firmenkunden in der Sparkassen-Gruppe bezüglich der aktuellen Niedrigzinsphase. „Gerade in schweren Krisen sind Aktienmärkte oftmals eine echte Fluchtwährung. Ein internationales Aktenportfolio hatte in den letzten 200 Jahren den meisten Staaten einiges voraus, es gab nie eine totale Pleite“, so Marquardt.

Schwankungen sind unumgänglich

Der historische Sparplan der DAX-Werte zeigt aber auch, dass ein Investor Geduld und gute Nerven braucht, denn Aktenmärkte werden teilweise von erhebliche Schwankungen beherrscht. Durch die Volatilität der Börsen besteht die Gefahr, dass der Wert der Papiere unterhalb der eingezahlten Beiträge liegt. Der Sparer muss sich daher immer vor Augen halten, dass dieses „auf und ab“ nicht auf einer geraden, sondern auf einer steigenden Linie stattfindet. Nach jedem Tief kommt – egal was Medien schreiben – ein neues Hoch. Statistisch gesehen hielt in den letzten 100 Jahren die längste Verlustphase 16 Jahre an. Wer einen längeren Anlagehorizont hat, vor allem im Hinblick auf die Altersvorsorge, darf sein Geld nicht unverzinst auf dem Tagesgeldkonto liegen lassen.

Sparplan fördert Disziplin

Viele Bürger sind der Meinung, dass es sich bei einer Anlage in Aktien um kurzfristige Spekulationen handelt. Die Aussage kann ich allerdings in dieser Form nicht stehen lassen. Wie bereits oben erwähnt, spielt diese Anlageklasse im langfristigen Bereich ihre Vorteile aus. Ein Sparplan mit einem festen monatlichen Beitrag wirkt disziplinierend und schützt vor unüberlegten Käufen sowie auch vor einem überhasteten Verkauf. Jährlich sollte die Strategie geprüft und nur bei Bedarf geändert werden. Wenden Sie sich dabei an einem Berater ihres Vertrauens. Oder sehen Sie eine bessere Möglichkeit der Altersarmut zu entkommen?

 

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