Skurille Versicherungen

(7217 x gelesen) im Versicherung

Nov 27 2015

Skurrile Versicherungen

Um nicht wegen einer Unachtsamkeit oder Krankheit vor dem finanziellen Abgrund zu stehen, haben wir die Möglichkeit uns gegen Unglücks- und Schadensfälle zu versichern. Doch wer tatsächlich auf alle Eventualitäten vorbereitet sein bzw. Unvorhergesehenes vermeiden will, kann auch Verträge für besondere Lebenslagen abschließen.
Heutzutage lässt sich fast alles versichern. Prof. Michaele Völler, Leiterin der Forschungsstelle Versicherungsmarkt an der Fachhochschule Köln: „Obwohl die Deutschen komplizierte Versicherungen scheuen, wächst bei ihnen der Bedarf an individualisierten Produkten.“ Sie bezieht sich dabei auf eine Studie des Marktforschungsinstituts YouGov.

Nachfolgend eine Auflistung besonders kurioser Verträge:

1) Schutz vor sportlichem Abstieg, Alkoholverbot oder Aliens

Klappt es mit dem Klassenerhalt des Lieblingsvereins? Die alljährliche Zitterpartie kann zur Tortur werden. Eine Versicherungspolice hierfür könnte den Abstiegsschmerz lindern. Der Verein profitiert zwar nicht davon, aber das eigene Portemonnaie fühlt sich einfach besser an.

Alkoholverbot in Deutschland ist undenkbar. Doch auch der gesetzlich festgeschriebene Entzug von Bier und dergleichen lässt sich finanziell entschädigen.

Gegen eine Entführung durch Aliens auf einen fernen Planeten kann man eine Versicherung abschließen. Geld gibt es selbstverständlich nur bei erfolgter Rückkehr zur Erde.

2) Hochzeit, Kreißsaal und Zwillinge

Ein plötzlicher Krankheits- oder Todesfall vor dem geplanten Hochzeitstermin, das verloren gegangene Brautkleid, eine plötzliche Insolvenz des Veranstalters oder Salmonellenverdacht im Restaurant, all diese Dinge lassen sich durch eine Hochzeitsversicherung absichern. Der Schadensfall muss allerdings nachweisbar und für Versicherungsnehmer und Versicherte „unvorhersehbar und unbeeinflussbar“ sein.

Werdende Mütter erhoffen sich im Kreißsaal meist den Beistand des Erzeugers ihres Kindes. Doch das starke Geschlecht verabschiedet sich häufig mit einem Ohnmachtsanfall. In solch einem Fall kann sich die Frau das Allein-Durchstehen der schweißtreibenden Geburt über eine entsprechende Versicherung versüßen lassen.

Findige Eltern versichern sich sogar gegen die Geburt von Zwillingen, denn zwei Babys verursachen erheblich mehr Stress und Arbeit.

3) Ärger mit Funklöchern, Fahrstühlen und beim Lotto-Spielen

Mittlerweile gibt es sogar Verträge gegen Funklöcher. Wer nicht erreichbar ist, kann heutzutage schnell den Anschluss verlieren. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass mit dem Versicherten mindestens 48 Stunden niemand in Verbindung treten kann.

Ebenfalls gegen nicht funktionierende Fahrstühle können wir uns erfolgreich zur Wehr setzen. Mit einem Jahresbeitrag von 12 Euro zahlt die Versicherung für das Steckenbleiben im Personenaufzug 75 Euro aus. Statistisch gesehen passiert so ein Unglücksfall einem deutschen Bürger nur alle 112 Jahre.

Der Traum vom Lotto-Gewinn, das wünscht sich jeder Teilnehmer. Hier handelt es sich jedoch meist um ein Verlustgeschäft. Aber es gibt auch eine gute Nachricht. Sind nicht einmal zwei richtige Zahlen angekreuzt, kann der Abschluss einer entsprechenden Versicherung einige Euros bescheren.

4) Absicherung gegen schlechtes Wetter und Übelkeit

In den 1920er-Jahren gab es eine Wetter- bzw. Regenversicherung, in den 50er Jahren wurde das Produkt in eine Reisewetterversicherung umgewandelt. Hier gibt es verschiedene Varianten – Leistungen werden fällig je nach angefallener Regenmenge oder wenn die Sonne weniger als drei Stunden scheint etc.

Einige Versicherungen leisten, wenn man seine Schiffsreise gegen Übelkeit versichert. Sie entschädigen den seekranken Passagier mit € 50 pro Tag, wenn er mehr als 24 Stunden lang seine Kabine oder Krankenstation nicht verlassen kann. Allerdings muss hierfür die Bescheinigung eines Schiffsarztes vorliegen. Windstärken spielen ebenfalls eine Rolle. Ein Schutz ist ab € 37 zu haben.

5) Spezielle Sicherheitsvorkehrungen wichtiger Persönlichkeiten bzw. unserer Prominenz

Ein Sommelier versichert seinen Geschmackssinn, ein Visagist aus der Filmbranche seine Hände, ebenso ein Orchestermusiker. Der Torhüter der Weltmeister 2014, Manuel Neuer, kennt den Wert seiner Hände und hat sie mit € drei Millionen gegen Verletzung absichern lassen. Die US-Schauspielerin America Ferrera ihr Lächeln für zehn Millionen Dollar und Popstar Jennifer Lopez ihren Po für ganze 27 Millionen.

„Jeder versichert das, wofür er bekannt ist“, erklärt Jan Blumenthal, Hauptbevollmächtigter von Lloyds in Deutschland. Die Prämienzahlungen für solche Spezialpolicen beginnen bei € 3000 Euro jährlich und können in die Hunderttausende gehen.

Diese Verträge ähneln im Grunde einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Denn mit dem Verlust der eigenen Fähigkeiten, kommt es zum Einkommensausfall. Wie hoch der ist, werde bei jedem einzelnen Fall genau geprüft, denn die Versicherungssumme muss im Verhältnis zu den Einnahmen stehen.

Sinnhaftigkeit prüfen

Grundrisiken müssen abgesichert sein - nämlich Haftpflicht, Berufsunfähigkeit und Tod. Darüber hinaus sollte jeder genau prüfen welche Verträge sinnvoll sind. Denn, „ob man solche Spezialversicherungen abschließt, hängt immer vom subjektiven Risikoempfinden ab“, so Prof. Völler.